Montag, 22. Oktober 2012

Hilfe zur Selbsthilfe: Aufgabe einer (Hunde-)Trainerin!

"Mir wäre das zu blöd, das dauernde Belohnen." - "Und ich will meinen Hund nicht dauernd herumzerren und -rucken, ihn dominieren, ihn anfauchen, wenn er dann erst nicht folgt."

Von diesem Gespräch mit einem anderen Hundehalter mit Junghund hat mir heute eine meiner Super-KundInnen erzählt (eigentlich sind alle meine KundInnen super :-)).


Welchen Satz hat wohl meine Kundin gesagt? --> RICHTIG, natürlich den zweiten. Ich muss dazu sagen, dass sie selbst mit ihrem Bobby (Tibet Terrier, 5 Monate) nach der Dominanzschiene gearbeitet hat. Aber nicht, weil sie es wirklich so wollte, sondern weil eine "Kollegin" von mir es ihr so angeleitet hatte.


Nachdem Bobbys Verhalten sich nicht verbesserte, sondern vielmehr von Tag zu Tag schlimmer wurde, wandte sie sich an mich. Man fragt sich vielleicht, was man denn schon großartig bei einem Welpen vom Züchter innerhalb der ersten 3 Monate "falsch" machen kann???
So einiges, denn Bobby war ein kleiner "Schnappi", der regelmäßig seine Wutanfälle ungeniert an der gesamten belebten und unbelebten Umwelt auslebte. Nachdem was mir so an "Maßnahmen" erzählt wurde, die an Bobby laut Anleitung angewendet wurden, wundert mich das nicht.


Inzwischen hat sich Bobby zu einem sehr gelehrigen und folgsamen und vor allem fröhlichen Junghund entwickelt, der die letzte Lern-Spiel-Stunde mit "Kollege" Larry (Welsh Corgi, 6 Monate) gemeinsam mit den Traumkundinnen äußerst erfolgreich absolviert hat.





Weshalb erzähle ich das?

Weil mir wichtig ist, dass meine KundInnen nicht einfach planlos das tun, was ich ihnen sage. Sie sollen verstehen, weshalb sie so und nicht anders mit ihrem Hund umgehen.

Dann gehen Konfrontationen mit "netten" HundehalterInnen auch insofern gut aus, als dass sich meine KundInnen nicht von ihrem Weg abbringen oder sich verunsichern lassen.

Denn Sätze wie: "Wann könnt ihr denn mal aufhören mit den Leckerlis?", "Der macht das nur wegen der Leckerlis!", "Der Hund muss auch ohne Belohnung folgen, weil ich der/die ChefIn bin.", muss sich wohl jede/r mal gefallen lassen...
Wieso niemand an ein Ende des Bestrafens, Leinenruckens und -Zerrens denkt, entzieht sich meiner Logik - und der meiner KundInnen. :-)


Auch Lenis, entzückender Rottweiler, mit seinen BesitzerInnen, ist ein Musterbeispiel davon, wie ich mir erfolgreiches Training vorstelle. Nämlich Hilfe zur Selbsthilfe.

Das heißt, nicht ich trainiere die Hunde, sondern die BesitzerInnen selbst. Die Leine von einem Hund meiner Kundschaft nehme ich möglichst nur dann in die Hand, um etwas (kurz) vorzuzeigen. Die Umsetzung passiert dann im ersten Schritt unter meiner Anleitung, weiters im Alltag ohne mich, und je nach Problemlage mit Auffrischungseinheiten unter meiner Beobachtung. :-)

Aber zurück zu Rotti Lenis:
Aufgewachsen unter unklaren Bedingungen, nicht gerade Vieles kennen gelernt, unangenehme Erfahrungen mit Menschen gemacht und wenig bis kaum Sozialisation mit anderen Hunden.
Kurz: Ein Leinenpöbler wie aus dem Lehrbuch, der sich mit knurrend und bellend mit voller Wucht Richtung Hund wirft, was für die zierliche Besitzerin durchaus zu einem gefährlichen Problem werden kann (abgesehen davon, dass das für Lenis' Psyche ein Horror ist).

Das gesamte Training haben Herr Besitzer und Frau Besitzerin selbständig durchgeführt, unter meiner Anleitung.
Sicherlich, dadurch sind gerade in der schwierigen Anfangszeit mal ein paar Timingsfehler passiert, was nicht geschehen wäre, hätte ich das Anfangstraining übernommen.

Aber der riesige Vorteil davon ist, dass die BesitzerInnen so viel besser lernen, ihren Hund zu lesen, mit ihm "richtig" zu trainieren und auch in sehr schwierigen Situationen hervorragende "Schadensbegrenzung" zu betreiben.

 Hier mal zwei Videos, die zeigen, wieviel alle bereits gelernt haben:






So sind sie auch auf unvorhersehbare Alltagsüberraschungen perfekt "vorbereitet", für die ich noch keine fertige Lösung erklärt hatte - denn sie haben verstanden, worum es geht und es auch selbst umgesetzt. Wodurch sie übrigens auch im Ansehen des Hundes "gewaltig" steigen. :-)

Als Hundetrainerin ist frau doch zu einem Großteil Menschentrainerin (was durchaus auch Spass macht... :-)). Wer hätte das gedacht. :-)