Macho in seinem kleinen "Zuhause" in der Tierpension. |
"Seit einigen Monaten haben wir einen Rottweiler-Rüden in einer Tierpension untergebracht und niemand traut sich in den Zwinger. Sie wurden mir für die Resozialisation empfohlen.", hörte ich die Dame am Telefon sagen.
Nach einem langen Telefonat, bei dem ich meine Einstellung und Grundlagen im Umgang und Training erklärte, war klar: Alle 2 Wochen besuchen wir den "Problemhund" und ich werde mit ihm arbeiten - häufiger geht sich beruflich nicht aus. Aber weniger ist ohnehin mehr - mal schauen, wie weit wir kommen werden.
Vorgeschichte des unkastrierten Rüden:
Macho - was für ein "genialer" Name - lebte bei einem Mann, der spätestens ab Machos Pubertät mit ihm überfordert war. Macho musste bestimmt auch unangenehme Erfahrungen mit Menschen machen - als Konsequenz lernte er, dass Aggressionsverhalten funktioniert --> Menschen lassen ihn dann in Ruhe.
So kam es dazu, dass Macho nur noch in einem Zwinger eingesperrt war, der Besitzer kaum Zeit hatte, ein "Teufelskreis"...
Weil er so wenig Zeit für Macho hatte, entschied sich der Besitzer, ihm einen zweiten Rottweiler-Rüden "zum Spielen" dazu zu kaufen. Tja, was soll mensch da sagen??? "Gut gemeint" hilft halt auch nix. Denn anstatt zu spielen haben die beiden Hunde eher gekämpft. Was dazu geführt hat, dass beide nebeneinander eingesperrt in einem kleinen Zwinger ihr Dasein fristeten. Da der Besitzer immer mehr Angst vor Macho bekam, wurde entschieden, ihn abzugeben - zum Glück für Macho nicht in die Tötung, sondern in die Obhut der Tierschützer.
Macho lebt zwar unter sehr ungünstigen Umständen, aber er hat in seinem kleinen Zwinger eine Rückzugsmöglichkeit: Eine Hütte, deren Öffnung auf die Seite zeigt. Das bedeutet, dass Macho sich auch unangenehmen Blicken und Situationen entziehen kann - das gibt ihm sehr viel Sicherheit und vor allem Kontrolle. Ich bin mir sicher, diese Möglichkeit, auch weggehen zu können und nicht attackieren zu müssen, ist der Grund dafür, dass sich Macho gar nicht so aggressiv präsentiert.
Leckerli-Füttern und Clicker-Konditionieren. |
Tierpensionsleiter mit.
Letzterer hat seit 40 Jahren Hundeerfahrung (Schutzhunde"sport") und O-Ton: "Ich hatte noch nie mit einem derart aggressiven Hund zu tun.".
Anmerkung von mir: Er hatte noch nie mit Hunden zu tun, die sich nicht jede unfaire Bestrafung und brutale Behandlung gefallen lassen, sondern sich wehren.
Aber alles hat auch seinen Sinn: Der Tierpensionsleiter ist inzwischen auch schon dazu übergegangen, beruhigend auf Macho einzureden, während er ihm Leckerlis durch das Gitter steckt. :-)
Auch beim zweiten Besuch hat Macho richtig toll mitgemacht.
Folgendes haben wir erfolgreich bewältigt:
Macho bestimmt selbst, wie weit wir gehen beim Training "Tür öffnen". |
- Clicker ankonditionieren
- Handtarget mit Nase folgen
- Click für Blick zu mir
- Tür öffnen, Macho in sein Haus schicken - Click & Belohnung
- Tür öffnen - Click & Belohnung
- Halsband und Leine zeigen - Click & Belohnung
- Einfach "da sein" und ihm zeigen, dass Nichts passiert, was er nicht will und wovor er Angst hat.
Macho denkt: "Die ist offenbar keine Gefahr, da kann ich mich auch hinlegen." |
das ganz deutlich. Hat er keine Möglichkeit auszuweichen und erkennt mensch seine Angst nicht, ist es klar, dass Macho in einen massiven Konflikt gebracht wird.
Bei mir braucht Macho jedoch keine Angst zu haben. Ich gehe nur soweit, wie es für ihn ok ist.
Die Arbeit mit und um Macho wird von mir weiter dokumentiert und hier auf meinem Blog veröffentlicht. Demnächst kommt sicher schon das eine oder andere tolle Video von dem lieben Rotti-Buben!
Vielleicht findet sich ja jemand, der/die sich in Macho verliebt und bereit ist, ein bisschen mehr Arbeit "reinzustecken"... Macho wird es jedem/jeder danken!
Ich kann ihn leider nicht zu mir nehmen, mein Hundekontingent ist voll!
InteressentInnen können sich bei mir gerne melden: info@canis-sapiens.at
:-)