Sonntag, 20. Juli 2014

Training "aggressiver Rottweiler" - Hilferuf aus Ungarn

Vor ein paar Wochen erreichte mich ein Anruf einer Tierschützerin. Sie hilft gemeinsam mit einer Tierschutzorganisation, Hunde aus Ungarn zu vermitteln bzw. vor der Tötungsstation zu retten.

Macho in seinem kleinen "Zuhause"
in der Tierpension.

"Seit einigen Monaten haben wir einen Rottweiler-Rüden in einer Tierpension untergebracht und niemand traut sich in den Zwinger. Sie wurden mir für die Resozialisation empfohlen.", hörte ich die Dame am Telefon sagen.

Nach einem langen Telefonat, bei dem ich meine Einstellung und Grundlagen im Umgang und Training erklärte, war klar: Alle 2 Wochen besuchen wir den "Problemhund" und ich werde mit ihm arbeiten - häufiger geht sich beruflich nicht aus. Aber weniger ist ohnehin mehr - mal schauen, wie weit wir kommen werden.


Vorgeschichte des unkastrierten Rüden:
Macho - was für ein "genialer" Name - lebte bei einem Mann, der spätestens ab Machos Pubertät mit ihm überfordert war. Macho musste bestimmt auch unangenehme Erfahrungen mit Menschen machen - als Konsequenz lernte er, dass Aggressionsverhalten funktioniert --> Menschen lassen ihn dann in Ruhe.
So kam es dazu, dass Macho nur noch in einem Zwinger eingesperrt war, der Besitzer kaum Zeit hatte, ein "Teufelskreis"...
Weil er so wenig Zeit für Macho hatte, entschied sich der Besitzer, ihm einen zweiten Rottweiler-Rüden "zum Spielen" dazu zu kaufen. Tja, was soll mensch da sagen??? "Gut gemeint" hilft halt auch nix. Denn anstatt zu spielen haben die beiden Hunde eher gekämpft. Was dazu geführt hat, dass beide nebeneinander eingesperrt in einem kleinen Zwinger ihr Dasein fristeten. Da der Besitzer immer mehr Angst vor Macho bekam, wurde entschieden, ihn abzugeben - zum Glück für Macho nicht in die Tötung, sondern in die Obhut der Tierschützer.

Macho lebt zwar unter sehr ungünstigen Umständen, aber er hat in seinem kleinen Zwinger eine Rückzugsmöglichkeit: Eine Hütte, deren Öffnung auf die Seite zeigt. Das bedeutet, dass Macho sich auch unangenehmen Blicken und Situationen entziehen kann - das gibt ihm sehr viel Sicherheit und vor allem Kontrolle. Ich bin mir sicher, diese Möglichkeit, auch weggehen zu können und nicht attackieren zu müssen, ist der Grund dafür, dass sich Macho gar nicht so aggressiv präsentiert.

Leckerli-Füttern und
Clicker-Konditionieren.
Im Rahmen des ersten Besuchs konnte ich ihn bereits durch das Zwingergitter füttern (er nahm die Leckerlis unerwartet sanft!) und ihn auch in seine Hütte (auf ungarisch) schicken. Das hat er nämlich nach einiger Zeit gelernt, teilte mir der
Tierpensionsleiter mit.
Letzterer hat seit 40 Jahren Hundeerfahrung (Schutzhunde"sport") und O-Ton: "Ich hatte noch nie mit einem derart aggressiven Hund zu tun.".
Anmerkung von mir: Er hatte noch nie mit Hunden zu tun, die sich nicht jede unfaire Bestrafung und brutale Behandlung gefallen lassen, sondern sich wehren.
Aber alles hat auch seinen Sinn: Der Tierpensionsleiter ist inzwischen auch schon dazu übergegangen, beruhigend auf Macho einzureden, während er ihm Leckerlis durch das Gitter steckt. :-)


Auch beim zweiten Besuch hat Macho richtig toll mitgemacht.
Folgendes haben wir erfolgreich bewältigt:

Macho bestimmt selbst,
wie weit wir gehen beim Training "Tür öffnen".
  • Clicker ankonditionieren
  • Handtarget mit Nase folgen
  • Click für Blick zu mir
  • Tür öffnen, Macho in sein Haus schicken - Click & Belohnung
  • Tür öffnen - Click & Belohnung
  • Halsband und Leine zeigen - Click & Belohnung
  • Einfach "da sein" und ihm zeigen, dass Nichts passiert, was er nicht will und wovor er Angst hat.



Macho denkt: "Die ist offenbar keine
Gefahr, da kann ich mich auch hinlegen."
Letzteres ist besonders wichtig. Macho hat eindeutig große Angst davor, in eine bedrängende Situation zu kommen - seine Augen und seine Körpersprache zeigen
das ganz deutlich. Hat er keine Möglichkeit auszuweichen und erkennt mensch seine Angst nicht, ist es klar, dass Macho in einen massiven Konflikt gebracht wird.

Bei mir braucht Macho jedoch keine Angst zu haben. Ich gehe nur soweit, wie es für ihn ok ist.


Die Arbeit mit und um Macho wird von mir weiter dokumentiert und hier auf meinem Blog veröffentlicht. Demnächst kommt sicher schon das eine oder andere tolle Video von dem lieben Rotti-Buben!


Vielleicht findet sich ja jemand, der/die sich in Macho verliebt und bereit ist, ein bisschen mehr Arbeit "reinzustecken"... Macho wird es jedem/jeder danken!

Ich kann ihn leider nicht zu mir nehmen, mein Hundekontingent ist voll!

InteressentInnen können sich bei mir gerne melden: info@canis-sapiens.at

:-)

Samstag, 19. Juli 2014

Schermaschinen-Training mit Heinzi

Es ist sehr heiß - Baghira und Nemo springen schon in ihrer Kurzhaar-Sommerfrisur durch die Gegend.

Baghira und Nemo mit angenehmer Sommerfrisur
Bei Heinzi, hier ist seine Geschichte nachzulesen, geht das nicht so einfach: Er hat ganz schlechte Erfahrungen mit festhalten und untersuchen, generell Nähe zu Menschen gemacht, wurde brutal abgerichtet... hat also gelernt, dass Menschen nicht sooo toll sind und hund sich diese Lebewesen lieber vom Leib hält. Diese Erfahrungen führten dazu, dass er schwer gebissen hat - und zwar nicht seine Peiniger (die ihn töten wollten), die haben sich ihn mit der Fangstange vom Leib gehalten; sondern jemand, der möglicherweise durch eine Bewegung zu nahe an seinem Körper sehr unangenehme und schmerzhafte Erinnerungen ausgelöst hatte.

Heinzi am Tag seiner Lebens-Rettung mit seiner vertrauten Spaziergängerin von damals...

Heinzis Sozialisation ging wohl auch zumindest ungenutzt vorüber. Andere Tiere findet er gerade zum Jagen geeignet... und so normale Dinge im Leben von Menschen wie Autos, LKWs, Jogger, Radfahrer, etc. regen ihn auch "eher" negativ auf.

Vor allem Lärm, und da besonders metallische Geräusche, machen ihm zu schaffen: Dies wurde wohl durch Leinenruck (Karabiner-Lärm am Halsband) und Fangstange "antrainiert"...
Beim Konditionieren auf den Clicker musste ich daher besonders vorsichtig vorgehen: Nach dem (auch noch so abgedämpften) Geräusch hat er sich anfangs ganz hektisch umgedreht, wohl um zu sehen, wer ihm da demnächst weh tut...

Zum Glück ist das alles jetzt doch schon einige Zeit her und Heinzi lebt mit Baghira, Nemo, Leila und mir in einer wilden WG. An die Katze Leila hat er sich inzwischen bereits so gut gewöhnt, dass ein Kindergitter - außerhalb der "Ursi trainiert"-Zeit - genügt und er gelassen ruht, während Leila vor seiner Nase herumspaziert.

Auch das Leben in Wien ist längst nicht mehr so stressig für ihn: Autos, Jogger, Radfahrer und sogar die laute Müllabfuhr dürfen inzwischen bereits existieren - belohnunsorientiertes Training mittels Clicker und Markersignal sei dank.


Aber nun mehr zum eigentlichen Schermaschinen-Training:

Ich mache mit ihm ohnehin Medical-Training, da kennt er bereits, dass meine Hand beispielsweise an seinem Rücken die Haut aufhebt, angekündigt durch ein Signalwort - große Hilfe beim TierärztIn-Besuch...

Stufe 0: Meine Hand an seinem Rücken - Click & Belohnung

Seit 5 Einheiten (je 10-15 Min inkl Pausen) trainiere ich mit Heinzi, dass die Schermaschine kein Grund zum Durchdrehen ist...

Stufe 1: Präsentieren der Schermaschine - Click & Belohnung
Stufe 2: Schermaschine bewegt sich (auf ihn zu) - Click & Belohnung
Stufe 3: Schermaschine kurz einschalten, entfernt von Heinzi - Click & Belohnung
Stufe 4: Schermaschine  bewegt sich auf Heinzi zu und wird kurz eingeschalten - Click & Belohnung
Stufe 5: Schermaschine bewegt sich auf Heinzi zu, wird kurz eingeschalten und bewegt sich am Körper entlang, ohne ihn zu berühren - Click & Belohnung
Stufe 6: mit der Schermaschine kurz ein paar Haare schneiden - Click & Belohnung

Von dieser 6. Stufe gibt es ein Video, das zeigt, wie ruhig und vertrauensvoll Heinzi inzwischen bleibt, obwohl die Schermaschine direkt an seinem Ohr vorbeigeführt wird, er nicht sieht, was ich da genau mache, ... kurz: er ist durchaus in einer Situation, die bei ihm Verteidigungsverhalten auslösen könnte. Den Beißkorb trägt er, damit dies dann bei der Tierärztin kein ungewohnter Parameter ist.


Bald wird also auch Heinzi mit gekürzter Mähne umherziehen. Ein paar Haare am Hals und Rücken musste er aber heute auch schon lassen.


Hier noch zum Vergleich ein Video, das Heinzi und mich ein paar Tage nach seiner Rettung zeigt: Ich trainiere mit ihm fast zum ersten Mal in seinem Leben, dass ein Brustgeschirr nichts Böses ist. Seine Augen wurden zu dem Zeitpunkt schon ganz starr, seine Pupillen riesig, wenn mensch zum Halsband nur gegriffen hat.




Und wieder einmal: Trainieren statt dominieren! --> Gerade bei ängstlichen - aggressiven Hunden!

Hilfe beim Schermaschinen-Training oder Medical-Training? --> info@canis-sapiens.at

:-)


Dienstag, 15. Juli 2014

Glücksmomente statt Suchtverhalten - Labradoodle Milo lernt Kooperation

Es gibt Hunde, so wie auch Menschen, die dazu neigen, in "Etwas" hineinzukippen.

Selbstständig kommen sie selten wieder heraus bzw. auf eine andere Idee - der (erste) Schritt in Richtung Suchtverhalten wird gelegt. Eine bewusste Entscheidung GEGEN das suchtauslösende Verhalten ist schwierig, wenn nicht unmöglich - ohne professionelle Hilfe jedenfalls.
Dies kann soweit führen, dass der Hund auf grundlegende Bedürfnisse vergisst, wie Trinken beispielsweise (im Sommer hochgefährlich - Hitzschlag!).

Dieses "Etwas" kann zB. das Wort mit 4 Buchstaben sein (B-A-L-L). Warum flippen manche Hunde völlig aus, beim Anblick dieses runden Dings?
Hetzen ist für Hunde (Abkömmlinge der Beutegreifer Wölfe) selbstbelohnend, dh. es werden so viele Glückshormone (Dopamin) ausgeschüttet, dass dies auch OHNE Jagderfolg ausreicht, um das Verhalten aufrecht zu erhalten. Und das ist auch gut so, denn wenn dem nicht so wäre, also nach einigen erfolglosen Hetzversuchen diese Strategie aufgegeben wird, gäbe es wohl unsere besten FreundInnen (die Hunde) nicht. Die natürliche Selektion "wählt" also Individuen aus, denen Hetzen einfach Spaß macht.

Ich sag erklärend immer zu meinen KundInnen "Es läuft im Hundekopf gerade ein Film ab, hilf ihm mal umzuschalten...".
Und diese Hilfe kann je nach Situation anders aussehen.

Im Fall von dem Labradoodle-Rüden Milo geht es nicht um Ballsucht, sondern er ist
verrückt nach Wasser. Für einen Labradoodle nicht ganz ungewöhnlich.
Wenn dann zusätzlich noch gaaanz viel aufregende Dinge IM Wasser passieren, wie Spielzeug-Spielen, Menschen springen ins Wasser, Wasservögel machen sich durch Schwimmmanöver interessant, etc, dann ist der Weg zur Einbahnstraße im Kopf von Milo "Ich will zum Waaaasser, Waaaaasser, Waaaaaasser, WAAAAAAAAASSER!" gelegt und Frauerl rennt hinterher, kommt im wahrsten Sinne nicht mehr nach. Bei Milos Größe auch nicht ganz ungefährlich.

Milo und seine Familie haben das Problem aber rechtzeitig erkannt und zeigen dem jungen Rüden mit meiner Hilfe, dass es auch Sinn macht, zu kooperieren und ruhiger zu werden --> dann wird's auch wieder was mit dem Wasserspiel.

Bei seiner 2. Trainingseinheit kommt Milo bereits auf Signal aus dem Wasser, setzt sich hin und wird für diese Kooperation mit einem Spielzeugwurf ins Wasser belohnt:



Zusätzlich zum direkten Wassertraining ist es auch wichtig, am Wasser, also auf der Wiese daneben, ein paar nette Spielchen zu machen - damit die Zeit außerhalb des Wassers auch Sinn macht - in Milos Augen.
Hier lernt Milo ein von mir ausgelegtes Leckerli zu suchen (4. Übung diesbezüglich in seinem Leben!), nachdem er sein Frauerl angeschaut hat:



Helft euren Hunden dabei, den internen Film auch mal umzuschalten. Actionfilme sind zwar spannend, aber auf Dauer und ausschließlich zu aufregend. Hin und wieder mal eine Schnulze oder eine Doku helfen, das innere Gleichgewicht zwischen Aufregung und Entspannung aufrecht zu erhalten.

Und immer daran denken, im Training:
Auch für Menschen ist es schwer, von einer Sucht loszukommen, auch wenn diese nicht körperlich abhängig macht: Spielsucht, Internetsucht, etc... Obwohl wir Menschen wissen, weshalb und dass wir etwas ändern sollten, fallen wir immer wieder in alte Verhaltensmuster. Weil's einfach so angenehm ist!

Dies gilt im Übrigen auch für "simple" Gewohnheiten:
In der Fahrschule mussten wir alle uns mächtig konzentrieren, um das richtige Pedal in der richtigen Intensität UND im richtigen Moment zu betätigen (und dabei noch richtig lenken, schalten, etc.). Mit zunehmender Übung werden die einzelnen Verhaltensweisen sinnvoll aneinanderkettet, das Verhalten "Autofahren" automatisiert sich. Wenn jemand aber Gas- und Bremspedal vertauscht, haben wir wieder einiges im Kopf zu tun, um keinen Fehler zu machen. Und es wird uns kaum gelingen, lange Zeit fehlerfrei zu fahren, weil dies höchste Konzentration erfordert - bis das Verhalten "Autofahren" fertig umgelernt ist und wieder ins Unterbewusstsein wandert.
Hunden geht es bei Gewohnheiten nicht anders. Verhaltensweisen abzulegen oder umzulernen, die bereits (fast) ohne nachzudenken ablaufen, erfordert höchste Konzentration, Fehler (alte Verhaltensweisen) sind sehr wahrscheinlich - vor allem wenn dem Hund Stress oder Druck gemacht wird.
Der wichtigste Unterschied zwischen Mensch und Hund beim (Um-) Lernen von Verhaltensweisen:
Der Mensch weiß - meistens - wieso und welches Ziel verfolgt wird. Der Hund weiß vom sinnvollen Endziel - meistens - wohl nicht Bescheid.

Also geduldig sein und vor allem: trainieren statt dominieren!



Sonntag, 6. Juli 2014

Problemlösungen via TV - nicht empfehlenswert!

Es gibt diverse TV-Shows, in denen problematische Verhaltensweisen von Hunden schnell "gelöst" werden. Dies wird durch folgende strafbasierte Maßnahmen erreicht:
  • Zischen (das physische Bestrafung ankündigt)
  • Finger in den Hals rammen
  • in die Flankengegend treten
  • und/oder andere Grausamkeiten

Alle Bestrafungen erfolgen zumeist unter dem Deckmantel Rangordnung oder Dominanz und machen daher einen guten (weil kurzfristig "erfolgreichen") und logischen ("Hunde gehen untereinander auch nicht sanft um") Eindruck. Die (Todes-)Angst der Hunde, deutlich erkennbar an Körpersprache und Ausdruck der Augen, will niemand mehr sehen --> kann ja nicht so schlimm sein.

(Mehr Infos: http://www.trainieren-statt-dominieren.de/artikel/der-hundefluesterer und http://dogsinthecity.at/blog/die-h%C3%A4ufigsten-tv-mythen-um-hundeerziehung )


"Gut" sind diese Methoden jedoch keineswegs:

Sie widersprechen
  • dem Österreichischen Tierschutzgesetz:
§ 5 Verbot der Tierquälerei

(1) Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.

  •  und der Verordnung über die tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden:
Grundsätze der Hundeausbildung 

§ 2. (1) Die Ausbildung des Hundes muss tierschutzkonform erfolgen. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass keine Maßnahmen zur Anwendung kommen, die gemäß § 5 TSchG vom Verbot der Tierquälerei erfasst sind.

(2) Bei der Ausbildung des Hundes ist darauf Wert zu legen, dass
1.
ein gutes Sozialverhalten der Hunde gegenüber Menschen und anderen Hunden und eine geeignete Gewöhnung an ihre Lebens- und Trainingsumgebung gefördert werden,
2.
die Ausbildung altersgemäß ist und den körperlichen Möglichkeiten und Lernvoraussetzungen des Hundes entspricht,
3.
 auf rassespezifische Eigenschaften und individuelle Eigenschaften des Hundes angemessen eingegangen wird.

(3) Bei der Ausbildung des Hundes ist darauf zu achten, dass sie auf den Grundlagen der lerntheoretischen Erkenntnisse aufbaut und Methoden der positiven Motivation der Vorzug vor aversiven Methoden gegeben wird.

Quelle: https://www.ris.bka.gv.at/


Auch sind diese veralteten Methoden auf keinen Fall "logisch" - schon gar nicht für den Hund:
  • Es gibt im Rudel keine heftigst verteidigte und ständig umkämpfte Rangordnung, sondern eine Familienstruktur!
  • Die Rudelführer sind Eltern und zeichnen sich durch große Toleranz, Freundlichkeit und Fürsorglichkeit gegenüber ihren Schützlingen aus. Ihr Hauptanliegen ist es, ihnen Schutz zu bieten und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht.
  • Ranghohe Tiere sind absolut souverän. Niemals gehen von ihnen unberechenbare Gewaltaktionen aus. Sie bedrohen keine Rudelmitglieder.
  • Nur im absoluten Ausnahmefall kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen. Wenn ein Wolf einen anderen angreift, geht es meist um Leben und Tod. Übrigens werden deshalb auch der so genannte “Alphawurf” oder das “Nackenschütteln” als Disziplinierungsmaßnahme in der Hundeerziehung vom Hund als ernsthafte Angriffe auf Leib und Leben, ja sogar Tötungsabsichten, interpretiert … mit dem Risiko entsprechender Gegenwehr – ganz abgesehen von dem Vertrauensverlust in den anscheinend unberechenbaren Menschen. Unterwerfungsgesten werden im alltäglichen Umgang mit einander immer freiwillig gezeigt und niemals erzwungen.
  • “Gehorsam” spielt in einem Wolfsrudel keine Rolle.
Quelle: http://www.spass-mit-hund.de/mehr-wissen/die-sache-mit-der-dominanz/wolfsrudel/


Derartige vermeintliche Pauschallösungen im TV großflächig zu streuen, mutiert immer mehr zu einem tierschutzrechtlichen Problem.

Im Rahmen der PetExpo 2014 in Wien fand ein Podiumsgespräch zum Thema "TV-Hundetraining-Shows im Lichte des Status quo in Österreich" statt.

Dankenswerterweise ist die gesamte Diskussion als auch die Abschluss-Statements der Podiumsgäste (Karl Weißenbacher, Messerli-Institut, VetMedWien; Iris Schöberl, UniWien, Präsidentin VÖHT; Erik Schmid, Fachtierarzt für Tierhaltung und Tierschutz; Sunny Benett, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin und Bloggerin; Christine Arhant, Institut für Tierhaltung und Tierschutz, VetMedWien; Ursula Aigner, tierschutzqualifizierte Hundetrainerin, BMG) auf YouTube zu finden.


Podiumsgespräch "TV-Hundetraining-Shows im Lichte des Status quo in Österreich"

Abschluss-Statements "www.trainieren-statt-dominieren.de"


Was diese "TV-Hunde-Gurus" also großflächig ignorieren, ist grundlegendes Wissen über hundliches Verhalten. Hunde sind hochsoziale Säugetiere und keine Reiz-Reaktions-Maschinen, die mittels Pauschalmaßnahme XY zu "behandeln" sind! Weitere Infos zu diesem Thema findet ihr hier: http://www.welt.de/print/wams/lifestyle/article109247711/Was-Hunde-wirklich-denken.html und http://www.huffingtonpost.de/ursula-aigner/hunde-vermenschlichen-erziehung_b_5205808.html.

Die Folgen derartiger veralteter rangordnungs- und strafbasierter Methoden können "böse enden" (ZuseherInnen der YouTube-Links wissen inzwischen Genaueres). Folgende Blogeinträge von mir (und viele KollegInnen an anderer Stelle - danke dafür!) erklären auch einiges dazu:

http://canissapiens-hundetraining.blogspot.com/2013/03/aggression-und-red-zone-hunde.html
http://canissapiens-hundetraining.blogspot.com/2012/05/aggression-weshalb-unterordnunggehorsam.html


Daher schließe ich diesen Eintrag mit einem Zitat (denn besser könnte frau es nicht formulieren):

  • "Wer sagt, dass zuverlässiges Verhalten bei diesem oder jenem Hund nicht ohne Strafe erreichbar ist, sagt nichts über den Hund aus, sondern beschreibt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten."
Ute Blaschke-Berthold, www.cumcane.de

und