Sonntag, 10. März 2013

Was tun, wenn sich der Hund nicht von gefundenem Essbaren abrufen lässt?



Hunde, insbesondere Angehörige der Rasse Labrador Retriever, können sehr „verfressen“ sein. Das ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes, im Gegenteil, sogar erwünscht...
Camillo, der aus Frust leinenaggressiv reagiert, lernt zum Beispiel über gezielte Belohnung mit Futter, dass er nicht jeden Hund begrüßen muss und die ganze Aufregung eigentlich eh „für nix“ ist (über Desensibilisierung, Gegenkonditionierung und Alternativverhalten). Insofern ist ein Hund, der mit Essbarem gut motivierbar ist, im gewaltfreien und belohnungsbasierten Training wirklich sehr angenehm. 



Dennoch gibt es Situationen im Zusammenhang mit Essbarem, in denen mensch das Gefühl hat, der Hund „gehorcht“ nicht... schlimmer sogar, „der verarscht dich!“, würden wohl so manch Unwissende behaupten...




Ein wunderschönes Beispiel ist Camillos „Komposthaufen-Problem“: Intelligent wie er ist, hat er inzwischen sehr gut gelernt, dass Frauerl ab einer gewissen Distanz zu ihm keine Einwirkung mehr hat. So läuft er dann ungehindert (wenns sein muss mehrere hunderte Meter) zum geliebten Komposthaufen. Und das unter Umständen mit einem „Tut mir leid Frauchen, ich muss noch was erledigen“-Blick kurz vorm Durchstarten.

Ärgerlich, oder?
Eigentlich nicht. Camillo macht das, was ein Hund eben so tut: Den Spaziergang auch zur Suche nach Essbarem nutzen. Wie schon erwähnt, im – vom Menschen gezielten Training – ja ein durchaus erwünschter Effekt.

Was also tun?
Dem Ärger freien Lauf lassen und den Hund versuchen durch Schimpfen, Nachlaufen, In den Weg stellen, Einfangen, Bestrafen,... vom „Fehlverhalten“ abhalten (oder sogar danach bestrafen)? Damit läuft Mensch jedoch Gefahr, das „Wettrüsten“ zu verlieren: Der immer ärgerlicher werdende Mensch schimpft und bestraft immer intensiver und lauter, der Hund lernt mehr und mehr, sich der Einwirkung zu entziehen oder sogar eine Strafe in Kauf zu nehmen für ein paar herzhafte Bissen.

Da die meisten Menschen mit einem frei laufenden Hund spazieren gehen möchten, ist der erste Schritt (Level 1) zur Besserung nicht immer einfach: Anleinen, um das „Fehlverhalten“ zu verhindern.

Level 2 wäre, dass der Hund losgelöst von der „Komposthaufen-Situation“ - im Trockentraining sozusagen – erstmal im Sitzen bzw. Stehen lernt, dass Essbares am Boden bedeutet, dass er von Frauchen/Herrchen etwas Besseres bekommt.

Kann der Hund das schon gut, kann damit begonnen werden, Level 3 anzugehen: Wenn der Hund sich beim Anblick von Futter am Boden erwartungsvoll zu Frauchen/Herrchen dreht, geht die/der BesitzerIn einen Schritt vom Futter weg, bevor der Hund belohnt wird.

Klappt das ohne den Hund an der Leine zu ziehen, wäre Level 4, den Hund zu belohnen, nachdem man gemeinsam einen Schritt zur Seite macht.

Level 5, wenn alles ohne Leinenspannung funktioniert, kann man einen Schritt auf das Futter am Boden vor der Belohnung zugehen. 

Camillo kann das schon gut: 

https://www.facebook.com/media/set/?set=a.486224968104213.1073741825.126524544074259&type=1

http://www.canissapiens-hundetraining.blogspot.co.at/2012/03/videos-vom-heutigen-lernspaziergang-mit.html

Wenn das alles störungsfrei klappt, das heißt, der Hund schaut zum Futter am Boden und bleibt ohne die Hilfe der Leine beim Menschen, kann begonnen werden, noch mehr Bewegung reinzubringen, die Wertigkeit des Futters am Boden zu erhöhen, möglichst reale Situationen nachstellen etc...

Natürlich ist diese Anleitung nur eine von vielen, Hunden schrittweise beizubringen, dass Frauchen/Herrchen immer – zumindest meistens – Besseres zu bieten haben.

Hauptsache: Keine Strafen, kein Bedrohen, die Trainingssituation so planen, dass der Hund Erfolg hat und Alltagssituationen – vorübergehend – so managen, dass das unerwünschte Verhalten nicht belohnt wird.

Und immer bedenken: Hunde lernen immer, nicht nur, wenn wir Menschen gerade trainieren wollen... :-)

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