Hunde, insbesondere
Angehörige der Rasse Labrador Retriever, können sehr „verfressen“
sein. Das ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes, im Gegenteil,
sogar erwünscht...
Camillo, der aus Frust
leinenaggressiv reagiert, lernt zum Beispiel über gezielte Belohnung
mit Futter, dass er nicht jeden Hund begrüßen muss und die ganze
Aufregung eigentlich eh „für nix“ ist (über Desensibilisierung,
Gegenkonditionierung und Alternativverhalten). Insofern ist ein Hund,
der mit Essbarem gut motivierbar ist, im gewaltfreien und
belohnungsbasierten Training wirklich sehr angenehm.
Dennoch gibt es
Situationen im Zusammenhang mit Essbarem, in denen mensch das Gefühl
hat, der Hund „gehorcht“ nicht... schlimmer sogar, „der
verarscht dich!“, würden wohl so manch Unwissende behaupten...
Ein wunderschönes
Beispiel ist Camillos „Komposthaufen-Problem“: Intelligent wie er
ist, hat er inzwischen sehr gut gelernt, dass Frauerl ab einer
gewissen Distanz zu ihm keine Einwirkung mehr hat. So läuft er dann
ungehindert (wenns sein muss mehrere hunderte Meter) zum geliebten
Komposthaufen. Und das unter Umständen mit einem „Tut mir leid
Frauchen, ich muss noch was erledigen“-Blick kurz vorm
Durchstarten.
Ärgerlich, oder?
Eigentlich nicht.
Camillo macht das, was ein Hund eben so tut: Den Spaziergang auch zur
Suche nach Essbarem nutzen. Wie schon erwähnt, im – vom Menschen
gezielten Training – ja ein durchaus erwünschter Effekt.
Was also tun?
Dem Ärger freien Lauf
lassen und den Hund versuchen durch Schimpfen, Nachlaufen, In den Weg
stellen, Einfangen, Bestrafen,... vom „Fehlverhalten“ abhalten
(oder sogar danach bestrafen)? Damit läuft Mensch jedoch Gefahr, das
„Wettrüsten“ zu verlieren: Der immer ärgerlicher werdende
Mensch schimpft und bestraft immer intensiver und lauter, der Hund
lernt mehr und mehr, sich der Einwirkung zu entziehen oder sogar eine
Strafe in Kauf zu nehmen für ein paar herzhafte Bissen.
Da die meisten Menschen
mit einem frei laufenden Hund spazieren gehen möchten, ist der erste
Schritt (Level 1) zur Besserung nicht immer einfach: Anleinen, um das
„Fehlverhalten“ zu verhindern.
Level 2 wäre, dass der
Hund losgelöst von der „Komposthaufen-Situation“ - im
Trockentraining sozusagen – erstmal im Sitzen bzw. Stehen lernt,
dass Essbares am Boden bedeutet, dass er von Frauchen/Herrchen etwas
Besseres bekommt.
Kann der Hund das schon
gut, kann damit begonnen werden, Level 3 anzugehen: Wenn der Hund
sich beim Anblick von Futter am Boden erwartungsvoll zu
Frauchen/Herrchen dreht, geht die/der BesitzerIn einen Schritt vom
Futter weg, bevor der Hund belohnt wird.
Klappt das ohne den
Hund an der Leine zu ziehen, wäre Level 4, den Hund zu belohnen,
nachdem man gemeinsam einen Schritt zur Seite macht.
Level 5, wenn alles
ohne Leinenspannung funktioniert, kann man einen Schritt auf das
Futter am Boden vor der Belohnung zugehen.
Camillo kann das schon gut:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.486224968104213.1073741825.126524544074259&type=1
http://www.canissapiens-hundetraining.blogspot.co.at/2012/03/videos-vom-heutigen-lernspaziergang-mit.html
Wenn das alles
störungsfrei klappt, das heißt, der Hund schaut zum Futter am Boden
und bleibt ohne die Hilfe der Leine beim Menschen, kann begonnen
werden, noch mehr Bewegung reinzubringen, die Wertigkeit des Futters
am Boden zu erhöhen, möglichst reale Situationen nachstellen etc...
Natürlich ist diese
Anleitung nur eine von vielen, Hunden schrittweise beizubringen, dass
Frauchen/Herrchen immer – zumindest meistens – Besseres zu bieten
haben.
Hauptsache: Keine Strafen, kein Bedrohen, die Trainingssituation so planen, dass der Hund Erfolg hat und Alltagssituationen – vorübergehend – so managen, dass das unerwünschte Verhalten nicht belohnt wird.
Hauptsache: Keine Strafen, kein Bedrohen, die Trainingssituation so planen, dass der Hund Erfolg hat und Alltagssituationen – vorübergehend – so managen, dass das unerwünschte Verhalten nicht belohnt wird.
Und immer bedenken:
Hunde lernen immer, nicht nur, wenn wir Menschen gerade trainieren
wollen... :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen