Donnerstag, 26. April 2012

Besuch bei Tierärztin - über Unterordnungsmüll, Hunde abrichten und Hansi, dem Untoten



Hansi, früher Blacky genannt, wäre heute eigentlich schon tot. Und zwar seit dem 7.1.2011. Am Tag seiner geplanten Tötung (Beruhigungsmittel war schon im Futternapf) war es nur durch physische Intervention möglich, ihn mitnehmen zu können. Seit 1,5 Monaten lebt er jetzt fix bei mir.

Der Grund für die geplante "Euthanasie" (als ob so ein Tod "schön", "gut" oder "richtig" wär...) war die Unberechenbarkeit und Aggressivität, so wurde mir erzählt. Hansi bekam für Einsperren, Handlingsversuche, Besuche bei TierärztInnen, etc in "Betragen" nicht gerade ein "vorzüglich".

Hansi vor ca. einem Jahr im Tierheim:
Sehr unsicher, ob er Menschen,
die sich nähern, vertrauen kann.
Das kann ich grundsätzlich auch bestätigen: Hansis Reaktion auf das erste Mal Brustgeschirr anziehen war nervöses und hektisches Herumlaufen. Man muss nicht besonders viel Phantasie haben, um sich vorstellen zu können, wie Hansi sich da aufführen könnte, wenn man ihn zu etwas zwingt.

Da ich ihn aber nicht gezwungen hatte, lernte er, dass ihm nichts Schlimmes passieren wird. Anfangs war besonders in die Augen schauen (bzw nur kurzes Blicke treffen) für ihn massiv bedrohlich: Je nachdem, welche Erfahrungen er bereits mit dieser Person machen musste, ging er entweder grummelnd nach vorne oder starrte "nur" zurück - was selbstverständlich Eindruck hinterlässt.
Und zwar auf BEIDEN Seiten: Mensch zieht sich zurück und Hans denkt sich: JAWOLL, weg sind's!

Das Beißkorb-Training, inzwischen erfolgreich abgeschlossen, war auch besonders "lustig": Auf Festhalten (zum Riemen zumachen) reagierte er mit rückwärts laufen, sich aufstellen und "herumknurren"...


Eines der ersten Male, dass Hansi ein Brustgeschirr angezogen bekommt. Verwunderlich, dass das "so einfach" geht, aber für UnterordnungsfanatikerInnen anscheinend so schwierig ist, dass sein Todesurteil bereits feststand...
Inzwischen muss ich beim Anziehen längst kein Futter mehr verwenden - aber ich könnte und tu's auch hin und wieder. :-)

Doch wieso verhält sich ein Hund wie Hansi derart "unangenehm"? Wurde er "dominant, unberechenbar und aggressiv" geboren?

Die Antwort ist selbstverständlich NEIN.
Hansi ist nur absolut unverstanden und misshandelt worden, und zwar so, dass er auf ein Heben der Hand mit sich-auf-den-Rücken-werfen reagierte.

"Dominanter und aggressiver" Hansi, ganz eindeutig!
Er wurde in Unterordnung abgerichtet, um ihm zu zeigen, wo sein "Platz in der Rangordnung" (die es nicht mal zwischen Hunden gibt - wieso dann zwischen Mensch und Hund?) ist - Sitz, Platz, Bleib, Fuss, Aus, Pfui Laut.

Das alles mit körperlicher Strafe - Leinenruck, Schlagen und co - (bzw. die Androhung davon - Anschreien, Drohfixieren) und Zwangsmaßnahmen (Fangleine...).

Obwohl das für JEDEN Hund dieselbe tierquälerische Tortur ist, geben zum Glück (oder leider?!) wohl die meisten Hunde nach... und "funktionieren". Sonst gäbe es viel mehr Unfälle, wenn man sich die Methoden auf Hundeplätzen und manch anderer Leute so ansieht...

Hansi lernte also, wie er sich erfolgreich zur Wehr setzen kann - reine Selbstverteidigung. Aggressionsverhalten funktioniert Menschen gegenüber meist "recht gut", weshalb sich aus seiner Sicht schnell Erfolge einstellten und er endlich seine Ruhe hatte.


Nach dem Impfen heute :-)
Heute war ich mit Baghira, Nömsi und Hansi bei der Tierärztin (http://www.tierphysio-rodaun.at/, sehr zu empfehlen) impfen.
Mit Hansi, dem Untoten, war die Prozedur selbstverständlich vorsichtiger, als bei den anderen beiden, hat aber wunderbar - ohne großartige aggressive Ausrutscher - funktioniert.

Unberechenbar? Dominant? Ist Hansi ein anderer Hund durch die Namensänderung?

Genau das macht MICH inzwischen ziemlich aggressiv...

Hansi ist kein Einzelfall, meine gewaltfrei arbeitenden KollegInnen und ich vollbringen keine Wunder, die andere Menschen niemals schaffen können.

Wir nehmen Rücksicht auf das, was Hunde uns durch ihr Ausdrucksverhalten mitteilen, geben ihnen Vertrauen und Sicherheit und arbeiten mit ihnen gewaltfrei und belohnungsbasiert, unter Berücksichtigung von lerntheoretischen Grundlagen.

WAS IST DARAN SO SCHWER?


Dienstag, 24. April 2012

Illegale Elektroreizgeräte für Hundeausbildung in Wiener Onlineshop erhältlich

Die Tierschutzstiftung deckt auf: Ein österreichischer Onlineshop für Hundebedarf mit Sitz auf der Mariahilferstraße verkauft illegale Trainingshilfsmittel wie z.B.
Elektroreizgeräte. Das österreichische Tierschutzgesetz verbietet in
§5 nicht nur die Anwendung, sondern auch das In-Verkehr-Bringen, den
Erwerb und den Besitz dieser Geräte. Die Tierschutzstiftung erstattet
Anzeige wegen Tierquälerei.



Elektroreizgeräte versetzen dem Hund bei unerwünschtem Verhalten
einen Stromstoß mittels Fernbedienung. "Diese auf Strafe basierende
Methode im Hundetraining widerspricht dem österreichischen
Tierschutzgesetz und ist eindeutig Tierquälerei.", sagt die
Gerichtssachverständige und Verhaltensbiologin Ursula Aigner.
Veraltete Methoden, die mittels Strafe den Hund zu einem
bestimmten Verhalten zwingen, sind außerdem auch laut neuer
Hundeausbildungsverordnung des für Tierschutz zuständigen
Bundesministeriums für Gesundheit durch gewaltfreie Maßnahmen mittels
Motivation und Belohnung zu ersetzen.

Dennoch sind illegale "Hilfsmittel" wie Elektroschocker nach wie
vor in der Hundeausbildung und im Hunde'sport' im Einsatz und im
Onlinehandel leicht erhältlich. Alexander Willer, Kampagnenleiter der
Tierschutzstiftung: "Leider ist das Ziel vieler HundeausbildnerInnen
und HundehalterInnen nach wie vor der 'Kommandoempfänger Hund', der
immer und überall funktionieren muss. Hunde sind fühlende Lebewesen,
sie haben ein Recht auf einen respektvollen und vor allem
gewaltfreien Umgang."

"Sicheres und harmonisches Zusammenleben erreicht man nicht durch
militärischen Drill, sondern durch Training mit Motivation und
Belohnung. Gewalt kann irgendwann Gegengewalt seitens des Hundes
bewirken", schließt Verhaltensbiologin Aigner.

Die Tierschutzstiftung fordert im Sinne des Tierschutzes und der
Sicherheit absolute Gewaltfreiheit im Hundetraining!

Clickertraining - mehr als nur "sinnloses" Trainieren von Tricks

Beim Clickertraining wird positive Verstärkung gezielt und für den Hund verständlich umgesetzt. Der Click bedeutet für den Hund: "Das hast du richtig gemacht.". Die einzige Strafe, die der Hund bei nicht erwünschtem Verhalten erfährt, ist: Kein Click, bedeutet keine Belohnung.

Ein Click bedeutet immer Belohnung - meist Futter, aber auch Spiel oder für den Hund die Möglichkeit, etwas Interessantes oder Angenehmes tun zu können.
Nachdem der Hund gelernt hat, was der Click bedeutet, kann mit dem Training begonnen werden.

Die meisten Hundemenschen verbinden mit Clickertraining ein mehr oder weniger "sinnloses" Einstudieren von Tricks oder Kunststücken.
Clickertraining kann aber viel mehr und gehört bei Hansi zum Verhaltenstherapieprogramm:

Hansi, 3 jähriger Rottweilermischling, war bis vor kurzem im Tierheim. Er hätte getötet werden sollen, da er "aggressiv und unberechenbar" war. Die Wahrheit ist, dass Hansi ein sehr lernwilliger und freundlicher Hund ist, der einem die Wünsche von den Lippen ablesen möchte - WENN er die Möglichkeit hat, ohne Strafandrohungen und Zwangsmaßnahmen zu lernen. Leider wurde er "traditionell" in Unterordnung "abgerichtet", wodurch er lernte, sich zur Wehr zu setzen. Abgesehen davon, dass dies absolut tierschutzrelevant ist, verlernen Hunde durch derartiges Training auch jegliche Eigeninitiative und Kreativität: Zu oft wurden sie durch Anschreien, Leinenruck, Alpha-Wurf, oder gar illegaler "Hilfsmittel" (Stachelhalsband, Elektroschocker) bestraft. Die Strategie, die ihnen Sicherheit gibt, lautet: "Tu am Besten nichts, dann kannst du nichts falsch machen."
Dieses Video zeigt einen Ausschnitt einer Trainingssequenz, in der Hansi einfach nur lernen sollte, IRGENDETWAS mit der Schachtel zu tun. Dies ist zu Beginn meistens "nur" hinschauen:




Nemo musste zum Glück keine derart schlechten Erfahrungen machen. Ich möchte seinen "Mut" fördern und ihm helfen, sein Verhaltensrepertoir auszuweiten. Dazu gehört bei ihm das Gegenstände-in-den-Mund-nehmen, was er nur sehr vorsichtig von sich aus tut:




Baghira lernt wohl das - aus Menschensicht - Sinnvollste --> Einräumen:




Diese Art von Training fördert überlegtes Handeln beim Hund, wirkt sich sehr positiv auf Impulskontrolle und Frustrationstoleranz aus und macht ganz einfach Spass... :-)



Sonntag, 8. April 2012

Grenzen und Regeln: Wie Hund und Katz'?

Hansi verwendet gerne auch Füße als Polster
... wie "dominant"... :-)

Hansi, seines Zeichens ca. 3jähriger Rotti-Mix, hatte bis jetzt noch nicht viele Erfahrungen mit Katzen... Außer, dass man ihnen nachjagen kann, was natürlich sehr lustig und aufregend ist.
Den Katzen bereitet das selbstverständlich weniger Spass, weshalb Hansi dringend Regeln im Zusammenleben mit Katzen lernen muss/musste.
Die Regeln lauten: längeres Blickfixieren, Hinspringen, Nachjagen, Am-Stand-Galoppieren sind unerwünscht. Das alles lernt Hansi NICHT über Korrektur und Strafe, sondern gewaltfrei und belohnungsbasiert über Gegenkonditionierung (und den Aufbau bzw. das Abfragen von Alternativverhaltensweisen).



Nach grundlegenden Übungen in Impulskontrolle ("Abwarten statt Will-Jetzt-Sofort"), Frustrationstoleranz ("Du bekommst nicht immer genau das, was du willst") und Gegenkonditionierung bei "Katzenkontakt", laufen die Trainings sehr ruhig und besonnen ab.
Hier ein kurzer Eindruck einer Einheit:





Einem Hund Grenzen zu setzen und "Benimm-Regeln" beizubringen haben ganz allgemein nichts mit Rangordnung und Dominanz zu tun, sondern sind über die "Wattebauschmethoden" (gewaltfrei und belohnungsbasiert mittels positiver Verstärkung) noch viel besser zu trainieren. Viel besser deshalb, weil der Hund nicht unfair für - aus seiner Sicht - bisher funktionierendes oder natürliches Verhalten korrigiert und bestraft wird.




Montag, 2. April 2012

Gütesiegel für HundetrainerInnen

http://wien.orf.at/news/stories/2527356


Bisher hat sich in Österreich jeder ungeachtet seiner Qualifikation als Hundetrainer bezeichnen können. Mit der neuen Tierschutzverordnung wird es künftig ein Gütesiegel für die Ausbildung geben. Spätestens im Herbst sollen die ersten Hundetrainer das neue Gütesiegel erhalten.


Mit 1. April ist die neue Tierschutzverordnung in Kraft getreten, die die Ausbildung zum Hundetrainer nach einheitlichen Qualitätskriterien regelt. Das Gütesiegel können die Trainer freiwillig anstreben - im Gegenzug werden sie dann vom Ministerium öffentlich bekanntgegeben.

Freiwillige Prüfung in Theorie und Praxis

 

In Expertenkreisen ist man mit der Neuregelung zufrieden. Auch Ursula Aigner von „Vier Pfoten“ zeigte sich gegenüber Radio Wien erfreut über die Neuregelung. Momentan könne sich jeder, der einmal einen Hund gehabt hat, als Hundetrainer bezeichnen und das sei natürlich schlecht.


Mann mit Hund an der Leine
Fotolia/fuxart
Hundeausbildung soll durch Neuregelung verbessert werden

Um das Gütesiegel zu bekommen muss bei einer Prüfung ein theoretischer und ein praktischer Teil absolviert werden. Dabei wird das Ausdrucks- und Lernverhalten der Hunde abgefragt, im praktischen Teil müssen die künftigen Trainerinnen und Trainer anhand von vier Hunden zeigen, dass man mit tierschutzkonformen Methoden arbeitet.
Konkret bedeutet das, dass die Tiere nicht durch Bestrafung lernen, sondern durch positive Motivation und Belohung - also mit Spiel, Essen und Aufmerksamkeit.

Link:

Sonntag, 1. April 2012

Heutiger Spaziergang mit Baghira, Nemo und Hans Black





Ich hab so tolle Hunde und Katzen. Heute zum Früstück erstmalig alle (Hunde und Katzen und Menschen) vereint. Hans Black und die Katzen nähern sich also an - Training sei dank. :-)



Der Spaziergang danach war wunderbar. Sie harmonieren echt schon sehr gut und die Nömse (egomäßig ein Weimaraner) hat sich von wegspringenden Rehen nach drei Galoppsprüngen zurückpfeifen lassen. Dafür gabs seine Lieblingsbelohnung, ein paar Ballwürfe und ein äußerst glückliches Frauerl. Leider gibts davon kein Video, aber mit Schleppleine in der einen, Leckerli-Belohnung für zwei Hunde und Ballbelohnung für einen tu ich mir dann inkl. Filmen auch schwer. :-)





Und hier zwei Videos, die ich alleine mit Handy-Cam gemacht hab (das muss ich erst üben):