„Ich
stolperte im Umgang mit Dana dauernd über Steine, die ich mir selbst in
den Weg legte. Aus diesen persönlichen Erfahrungen entwickelte ich
dieses Seminar. Warum soll nur ich aus meinen Fehlern lernen?“
Dipl.-Psych. Kirsten Cordes
Der hier vorgestellte Informationsvortrag war übervoll, daher ist es Zeit, das eigentliche Seminar "Knackpunkt Hund - Psychologie für (Problem-)Hundehalter"anzukündigen:
Wann: 8./9. Februar 2014, ganztags Wo: im FUN-Bildungszentrum, Simmeringer Platz 1, 1110 Wien Weitere Infos, Preis und Anmeldungen unter info@canis-sapiens.at!
(auch diejenigen, die sich bereits vorangemeldet haben, bitte ich um nochmalige Bestätigung per Email!)
Worum geht es?
Nicht (nur) um die Veränderung von Hundeverhalten, sondern darum, wie wir Menschen unser Verhalten ändern können. Das ist die mitunter wichtigste Voraussetzung, um in Zukunft harmonisch mit dem Hund zu kooperieren. Insofern richtet sich das Seminar sowohl an bereits interessierte HundehalterInnen, als auch an HundetrainerInnen. Gute TrainerInnen wissen beispielsweise viel über Lerntheorie und wenden dies im Training mit Hunden an. Sehr gute Trainerinnen wissen oben genanntes UND wenden dies gerade im Umgang mit Menschen an. :-)
Denn: "Innere
Überzeugungen, Glaubenssätze, (verdrängte) Ängste und (unbewusste)
Handlungen machen uns oft einen Strich durch die wohlgeplante
„Erziehung“ des Hundes.
Da helfen in der Regel keine noch so guten Erziehungsratgeber, denn des
Pudels Kern beim „Problemhund“ liegt nicht selten im Halter selbst." Dipl.-Psych. Kirsten Cordes
Ein paar Eindrücke der Seminarankündigung:
"Wieso habe ich einen Hund?"
"Welche Rolle lasse ich meinen Hund (auch) spielen?"
Lernen, das eigene Verhalten und das des Hundes objektiv zu beurteilen
Vieles funktioniert auch, um das eigene, nämlich menschliche, Verhalten zu verändern
Nachdem meine ersten FunTrailerInnen die Grundausbildung absolviert haben, finden sie in der "open class" die besten Voraussetzungen, um hurtig weitertrailen zu können. :-)
Diese Grundausbildung "for beginners" ist wichtig, damit die Hunde mal grundsätzlich "auf den Geschmack" gekommen sind und schon wissen, worum es geht.
Zudem kenne ich natürlich "meine SchülerInnen" besonders gut und kann daher ganz individuell auf das Können, die Bedürfnisse und die jeweilige Situation eingehen. Daher gibt es, anders als beim Grundkurs, der im Normalfall aus 4 Einheiten besteht, nur eine Anmeldung zur jeweils nächsten Gelegenheit.
Hier zwei Supertopchecker-FunTrailer bei der ersten "open class"-Einheit ein paar Wochen nach dem "for beginners"-Kursende. Toll haben sie getrailt und sind gleich auf hohem Niveau eingestiegen:
Interessierte, die mit ihrem Hund bereits getrailt haben, haben selbstverständlich auch die Möglichkeit, bei meinem FunTrail-Angebot mitzumachen.
Es gibt auf alle Fälle einen Weg, das Mensch-Hund-Team individuell zu FunTrailerInnen zu machen - Denn der Weg ist das Ziel! :-)
Also egal welche Vorerfahrungen vorhanden sind, am Besten unter info@canis-sapiens.at für "FunTrail - Der Weg ist das Ziel!" anmelden! :-)
Bereits in vergangenen Posts habe ich erklärt, weshalb Unterordnung, Rangordnung und Dominanz nichts, absolut gar nichts, im Hundetraining zu suchen haben - im Fall von Aggressionsverhalten noch weniger:
Der kleine Malteser-Mix Maxi hat Glück im Unglück: Ungünstig aufgewachsen, nichts kennen gelernt und einige Besitzerwechsel später wird er endlich ernst genommen: Er hat Menschen gefunden, die wollen, dass er ein erfülltes und glückliches Leben führt - und die auch etwas dafür tun. Maxi zeigt nämlich aufgrund seiner Vergangenheit einige problematische Verhaltensweisen.
Maxi und viele andere Kleinhunde machen sowas nicht zum Spaß - auch wenn sie unter Umständen mit dem kleinen Finger an der Leine zurückzuhalten sind:
Menschen verbellen, nachjagen, schnappen, zwicken
Radfahrer, Skater, etc verbellen, jagen, zwicken
vor allem größere Hunde verbellen, abschnappen, zwicken
mit Spielzeug weglaufen - Spielzeug verteidigen
etc...etc...etc
Manchmal ist die Vorstellung sehr skurril, dass wohl kaum jemand einen 30kg-Hund lustig finden würde, der einen (meist ohnehin mehrere) der oben aufgezählten Verhaltensweisen zeigt.
Wie auch immer - ärgern über diese Belustigungen auf dem Rücken hilfloser Lebewesen hilft nichts, ich freu mich über die Fortschritte, die Maxi nach der 2. Praxisstunde schon macht. :-)
Und das alles gewaltfrei, belohnungsbasiert, bedürfnisorientiert - durch positive Verstärkung via Clicker bzw. Marker. :-)
Maxi lernt, dass RadfahrerInnen keine Bedrohnung darstellen und dass sie auch keine jagdbaren Subjekte sind... :-)
Auch joggende Menschen lernt Maxi jetzt "mit anderen Augen" zu sehen... :-)
Menschen, die sich merkwürdig bewegen bzw etwas in der Hand halten, findet Maxi bedrohlich. Frauchen lernt, wie sie Maxi eine andere Strategie als "Angriff ist die beste Verteidigung" beibringt. :-)
So macht der Spaziergang doch Spass - Maxi grinst übers ganze Gesicht! :-)
Während die ersten AbsolventInnen den "for beginners"-Kurs bald abgeschlossen haben werden, stehen die nächsten schon in den Startlöchern für Ende Oktober/Anfang November.
Beim ersten FunTrail seines Lebens ist Mack voll bei der Sache :-)
Und JAAA, es gibt noch freie Plätze!!!
Also schnell anmelden!
Und zwar ausschließlich per Mail an info@canis-sapiens.at!
Und unser Motto lautet nach wie vor: DER WEG IST DAS ZIEL!
Noch ein kleiner Zusatz, denn FunTrail ist keineswegs ausschließlich "zum Spaß":
FunTrail kann sowohl eine hundegerechte Freizeitbeschäftigung sein, als
auch eine Unterstützung in der Verhaltenstherapie: Das positive Erlebnis
für einen unsicheren oder ängstlichen Hund, der Spur eines (vielleicht
fremden) Menschen zu folgen und dafür belohnt zu werden, kann kaum
übertroffen werden (sorgfältiges Trainingsmanagement und -Planung
vorausgesetzt!).
Seit März 2012 lebt Rotti-Schäfer-Mix Heinzi (um keine Verwirrung zu stiften: Heinzi = Hannes = Hans Black = Blacky) in unserer "wilden WG".
Heinzi hat deshalb auch den Beinamen "Untoter", weil er Anfang 2011 hätte getötet werden sollen, und zwar in einem Tierheim. Begründung: Gehirntumor, weil der Hund unberechenbar sei und auch schwer gebissen hat. Zumindest sei er einfach bösartig.
Heinzi (und seinem Gehirntumor :-) ) geht es inzwischen sehr gut. Die vermeintliche Unberechenbarkeit, die sich laut TierheimmitarbeiterInnen unter anderem dadurch gezeigt haben soll, dass Heinzi sich auf den Rücken wirft, dann aber auf Streicheln mit Aufspringen und Knurren reagiert, soll also deutliches Zeichen eines Gehirntumors sein. Der Amtstierarzt war sich seiner Sache sehr sicher, denn er wollte Heinzis Lebensrettung mit allen Mitteln verhindern.
Äääähhhhm, tja, was soll ich da als Hundetrainerin sagen???
Vielleicht war dieses auf den Rücken werfen keine Einladung zum Streicheln, sondern submissives Verhalten?
Vielleicht wollte er sogar wirklich gestreichelt werden, die Grenze, wann es ihm genug an Nähe ist, wurde aber nicht (an-)erkannt.
Ich kann mir durchaus beides vorstellen.
Einerseits wurde mir erzählt, wie sich Heinzi noch im Tierheim lebend beim Heben einer Hand demütig auf den Rücken fallen ließ.
Andererseits ist Heinzi ein absolut liebenswerter Schmuser, der sich dadurch aber in Situationen bringt, die ihm dann doch unheimlich oder zuviel sein können - je nachdem, wie gut er die Menschen kennt bzw. wie gut die Menschen auf sein Ausdrucksverhalten achten (bzw. es überhaupt lesen können).
3-4 Mal seit Heinzi bei mir lebt, konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie er sich von einer ihm bekannten Person streicheln lässt, dann aber plötzlich aufspringt und knurrt. Er ließ sich immer durch ein nettes "Heinzi, komm da her" von mir abrufen und zeigte im Anschluss kein problematisches Verhalten. In jedem Fall lehnte sich die Person entweder leicht über ihn, blickte ihm in die Augen oder reagierte auf Heinzis Beschwichtigungsverhalten (Nase lecken, Schlucken) nicht adäquat - nämlich mit Streicheln aufhören!!!
[Ich lasse Heinzi selbstverständlich an sich von niemandem einfach so streicheln]
Wenn Heinzi heute von geliebten Menschen gestreichelt wird, sieht er so aus: :-)
Flathead Heinzi hat keinen Grund zu beschwichtigen, denn er hat gelernt, manchen Menschen auch zu vertrauen.
"Ich bin sooooo lieb", sagt Heinzi vertrauensvoll. Denn er kann sich darauf verlassen, dass er nicht mit Nähe überfordert wird.
Aber das Zusammenleben mit Heinzi ist anders, als mit einem "normalen" Hund (gibt es so einen?).
Leider hat er in seiner dunklen Vergangenheit vor allem in Konflikt-
oder Stresssituationen gelernt, dass ihm Aggressionsverhalten eine
Erleichterung bringt. Danke an alle Rangordnungs- und
DominanzfanatikerInnen, die auf absoluten Gehorsam und Hunde abrichten
stehen:
Ihr habt Heinzi zu dem gemacht, was er heute ist: Ein schnell gestresstes Nervenbündel, in dessen Kopf Aggressionsverhalten überrepräsentiert ist.
Aber auch das ist bereits kein Vergleich mehr zur Anfangszeit bei mir (subjektiv ist frau ja immer kritischer, objektive Aufzeichnungen belegen die Fortschritte :-)). Heinzi ist auch beim Besuch fremder Menschen lenkbar [selbstverständlich mit Sicherheitsmaßnahmen], ist schon U-Bahn gefahren und kommt überhaupt mit seinem Leben viel besser klar...
UND: Heinzi ist einer der besten Lehrmeister, den sich eine Hundetrainerin wünschen kann. :-)
Sowohl HundehalterInnen als auch HundetrainerInnen können davon profitieren:
„Ich
stolperte im Umgang mit Dana dauernd über Steine, die ich mir selbst in
den Weg legte. Aus diesen persönlichen Erfahrungen entwickelte ich
dieses Seminar. Warum soll nur ich aus meinen Fehlern lernen?“
Verbindliche Anmeldungen bitte ausschließlich per Email unter info@canis-sapiens.at - die TeilnehmerInnen-Zahl ist begrenzt!
Hier eine kurze Vorstellung des Vortraginhalts von Kirsten zum Seminar "Knackpunkt Hund":
In
meinem Seminar: „Knackpunkt Hund“, das ich Ihnen an diesem Abend
vorstellen möchte, geht es nicht in erster Linie um „Hundeerziehung“,
sondern der Schwerpunkt liegt auf dem Hundehalter/der Hundehalterin. Als Psychologin beschäftige ich mich vorrangig mit der menschlichen Seite der Mensch-Hund-Beziehung. Innere
Überzeugungen, Glaubenssätze, (verdrängte) Ängste und (unbewusste)
Handlungen machen uns oft einen Strich durch die wohlgeplante
„Erziehung“ des Hundes.
Da helfen in der Regel keine noch so guten Erziehungsratgeber, denn des
Pudels Kern beim „Problemhund“ liegt nicht selten im Halter selbst. Gemeinsam
werden wir uns an diesem Abend einige punktuelle Aspekte aus meinem
Seminar herausgreifen, damit sie sich einen Eindruck und Überblick
verschaffen können, was ich in meinem Wochenendseminar „Knackpunkt Hund“
anbiete. Wenn Sie Lust haben, sich mit den Fragen: „Was denken Sie denn so über Hunde?“
„Warum haben Sie eigentlich einen Hund?“
“...und wie geht es Ihnen damit?“
„Was kann man denn da machen?“ an diesem Abend etwas eingehender zu beschäftigen, dann freue ich mich, Sie am Dienstag, den 29.10.2013 ab 18:30 Uhr in der Hundeschule Simmering begrüßen zu dürfen. Mit freundlichen Grüßen aus Dortmund Dipl.-Psych. Kirsten Cordes www.sokomut.de
Schnüffeln, Spuren verfolgen oder Etwas suchen...
Für uns Menschen mag das uninteressant und langweilig sein - schließlich können wir uns nicht mal annähernd vorstellen, wie Hunde die (Geruchs-)Welt wahrnehmen. Denn für sie stehen Gerüche mitunter im Mittelpunkt.
Im Alltag werden diese Fähigkeiten völlig unterschätzt bzw. nicht als solche erkannt und noch seltener gefördert...
Mantrailing ist eine ganz besondere Art, das Bedürfnis der Hunde zu erfüllen, mit der Nase die Welt zu erfahren. Die Hunde gehen ganz gezielt auf die Spurensuche einer bestimmten Person - und das gemeinsam mit IHREM Menschen! Eine tolle Erfahrung, die zusammenschweißt!
Der Kurs FunTrail ist für alle Hunde und ihre Menschen das Richtige. In Kleinstgruppen ist es möglich, auf alle besonderen Bedürfnisse und individuellen Voraussetzungen einzugehen - Hund und Mensch lernen die Kunst der Personensuche sprichwörtlich in kleinen Schritten.
Das Wort FunTrail soll jedoch gerade Bedeutung und Schwerpunkt dieses Angebots hervorheben:
Der Weg ist das Ziel!
Spaß und gemeinsame Erfolge (die "kleinen Schritte") stehen im Vordergrund, nicht irgendeine menschliche Definition von Leistung ("Wer findet schneller?").
Insofern sind wirklich Hunde aller Größen und Altersstufen (und ihre Menschen) willkommen.
FunTrail kann sowohl eine hundegerechte Freizeitbeschäftigung sein, als auch eine Unterstützung in der Verhaltenstherapie: Das positive Erlebnis für einen unsicheren oder ängstlichen Hund, der Spur eines (vielleicht fremden) Menschen zu folgen und dafür belohnt zu werden, kann kaum übertroffen werden (sorgfältiges Trainingsmanagement und -Planung vorausgesetzt!).
Ende September/Anfang Oktober ist der Start des Kurses, die Plätze sind aufgrund der Kleinstgruppen begrenzt.
Fragen zu Abläufen, Voraussetzungen, Ausrüstung, Preis etc oder Anmeldungen bitte ausschließlich per Mail an info@canis-sapiens.at!
Nomen est omen: reaktive Hunde heißen nicht ohne Grund so... Sie reagieren auf mehr oder weniger viele Umweltreize mit Aggressionsverhalten. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben: Schlechte Erfahrungen, aversive Trainingsmethoden, Überforderung, Krankheiten... Ich möchte mich hier hauptsächlich auf mangelhafte Sozialisation beziehen (über den Einfluss aversiver Trainingsmethoden auf das hundliche Verhalten habe ich bereits einige Blogeinträge verfasst).
Oft leben reaktive Hunde in Situationen, auf die sie in ihrer Kindheit nicht vorbereitet wurden. Am Land aufgewachsen mit wenig Menschenkontakt ist es nicht verwunderlich, dass ein Leben als erwachsener Hund in der Großstadt mehr als stressig ist. Mangelhafte Sozialisation (Gewöhnung an belebte Umwelt) und Habituation (Gewöhnung an unbelebte Umwelt) sind dafür verantwortlich, dass die Hunde auf unbekannte Reize ängstlich reagieren. Aus dieser Angst heraus entwickelt sich sehr schnell ein Teufelskreis - in Richtung Selbstverteidigung, sprich Aggressionsverhalten.
In den ersten Wochen in der städtischen Umgebung sind die Hunde oft noch so überwältigt und eingeschüchtert von den vielen Eindrücken, dass sie "keine Reaktion" (aus Sicht der BesitzerInnen, also kein Bellen, Knurren, in die Leine springen, Zähne zeigen, Schnappen,...) zeigen und vermeintlich "sooo brav" sind.
Das ist jedoch nur die Ruhe vor dem Sturm. Sind Umstellung und erster Schock mal verarbeitet, machen viele Hunde die Erfahrung, dass sie sich selbst durch Aggressionsverhalten Erleichterung verschaffen können:
Denn die Funktion von Aggressionsverhalten ist eine Distanzvergrößerung zum Auslöser: Fremde Menschen weichen aus, andere Hunde ziehen sich zurück oder werden an der Leine schnell weggezogen, wenn sich der eigene Hund knurrend in die Leine wirft.
Aber auch in Situationen, in denen Menschen, Hunde, Autos ... (oder worauf auch immer der Hund reaktiv reagiert) sowieso vorbeigehen, wie beispielsweise am Gartenzaun, wird der funktionale Verstärker bedient: die auslösenden Reize verschwinden, wenn der Hund sich aufregt.
Zu allem Unglück reagieren die meisten BesitzerInnen - verständlicherweise - intuitiv falsch; sie werden hektisch, ziehen an der Leine, schimpfen, ... und alles wird immer schlimmer. Der öffentlich soziale Druck ist groß, wer möchte schon einen "aggressiven und gefährlichen" Hund haben bzw. von Fremden darauf aufmerksam gemacht werden???
Das Training von reaktiven Hunden kommt völlig ohne Leinenruck, Geschrei, Alpha-Würfe oder sonstige (Nieren-)Sticheleien (jaaa... ich meine Cesar Millan's Kicks!) aus. Die Hunde sollen schließlich lernen, mit den Angstauslösern gut leben zu können und Vertrauen in ihre Menschen gewinnen. Problematisches Verhalten durch Strafe kaschieren bzw. unterdrücken sieht nur im ersten Moment (für Laien) "gut" aus, der Hund fühlt sich noch immer völlig überfordert (durch die Bestrafung noch schlimmer) und traut sich nur nicht mehr, seine Gefühle zu zeigen.
Durch positive Verstärkung (Clicker- bzw. Markertraining), Stressreduktionsmaßnahmen und Management hat der Malinois-Mischling Apollo gelernt, dass er nicht mehr *Alles* anschreien, anbellen oder anspringen muss, das sich im Freien bewegt. Inzwischen sind wir schon so weit im Training, dass ein "normaler" Trainingsspaziergang "wenig hergibt" und wir bereits Cafe-Besuche machen können mit einem entspannten Apollo.
Im Bauhaus ist alles unaufregend...
Zwischendurch mal Belohnen für den braven Bub!
Während Frauerl auf der einen Seite sucht, hat Apollo was Interessantes in der Nase...
Beißkorbtraining musss auch sein... :-) Aber alles positiv!
Cafe-Haus-Liegen ist laaangweilig...
Zum Glück ist Apollo kamerageil und freut sich, ein so großer Star zu sein.
Wenns mal wieder länger dauert...
Frauchen ist doch die Beste!!!
Die Golden Retriever-Hündin Fee ist noch am Anfang des Trainings. Sie lebte lange Jahre am Land und ist erst seit ein paar Monaten in der Großstadt Wien. Vorbeigehende Hunde und vor allem Menschen springt sie mit enormer Kraft an und regt sich sehr auf. Ja, genau, es hängt eben nicht von der Rasse ab, ob ein Hund unerwünschtes Aggressionsverhalten zeigt.
Auch Fee hat inzwischen schon große Fortschritte gemacht, sie lernt, den Entscheidungen ihres Frauchens zu vertrauen und die Umwelt nicht mehr so furchtbar zu finden. Und ihr Frauchen weiß endlich, wie sie Fee am Besten unterstützen und helfen kann. :-)
Fee lernt, sich an ihrem Frauchen zu orientieren...
... anstatt alles selbst in die Pfote zu nehmen.
"Ich sehe fremde Menschen!"
"Mami sagt, das ist OK..."
Fee und ihre Menschin machen angenehme Erfahrungen.
als mitglied der "pet professional guild" und dem "kollegenkreis gewaltfreies hundetraining" stehe ich ohnehin für gewaltfreiheit und positive verstärkung.
eine, die herdi-mäßig territorial reaktiv handelt,
einen, der schon schwer gebissen hat (aus tierheim, dort "abgerichtet" und fast getötet worden) und "kein blatt vor den mund nimmt",
und einen, der zwar grundsätzlich alles liebt, was lebt, aber mit seinem fröhlichen gewusle eher mehr aufregung reinbringt als gelassenheit fördert.
daher ist naturgemäß besuch empfangen kein zuckerschlecken... oder doch? :-)
ich habe mich dagegen entschieden, hannes bei besuch den beißkorb anzuziehen. obwohl der beißkorb immer was positives ankündigt (spaziergang, futter,...) und er auch zu sabbern beginnt, sobald er den beißkorb sieht (pavlov sei dank :-)), hasst er ihn noch immer abgrundtief.
ein ordentliches boxentraining war mir - und hannes - bedeutend sympathischer.
also lernten die hunde auf signal "rein" in die box (hannes) bzw. in ihren korb (baghira und nemo) zu gehen. dort gibts dann immer was leckeres zum kauen.
als auf mein "rein" die hunde freudigst auf ihre plätze gelaufen sind - das checken die supertopcheckerdoggers gaaanz schnell - , hab ich begonnen, das auch beim (besser vor :-)) empfang von besucherInnen einzuführen.
mit großem erfolg:
wenn die menschen meine wohnung betreten sind die hunde noch glücklichst damit beschäftigt, ihr kauli zu zerteilen und zu essen. das nimmt die aufregung (kauen beruhigt wie daumenlutschen) und macht alles zu einem angenehmen ereignis (pavlov is always on your shoulder ;-)).
bei bekannten (und geliebten) menschen ist danach sowieso alles paletti und die box von hannes wird geöffnet, baghira und nemo freuen sich.
bei bekannten, aber nicht so "bevorzugten", menschen kann hannes an einer kurzen schleppleine (zur sicherheit) aus der box, alle hunde bekommen für besuch anschauen kekse. auch das führt innerhalb kürzester zeit - wenn nicht sofort - zu relaxten hunden.
bei unbekannten menschen bleibt hannes zuerst noch in der box und alle 3 bekommen für blick zu besucherInnen click & leckerli. da ists dann schnell vorbei mit der aufregung (die ohnehin von mal zu mal weniger wird) und hänschen kann wieder an der schleppleine raus.
[ganz allgemein instruiere ich besuchspersonen natürlich im vorhinein, belohne wünschenswertes verhalten der hunde und manage, wenns notwendig sein sollte!]
die box ist immer offen... hannes legt sich oft einfach so hinein. für ihn bedeutet die box, dass etwas angenehmes bis entspannendes passiert. niemals wird er bestraft durch "einsperren" - was er sich ohnehin nicht lange gefallen lassen würde, genau das eingesperrt werden war im tierheim das größte problem mit ihm.
auch nemo findet die box sehr einladend, und macht schon mal ein nickerchen drinnen. kein problem für hannes, er schläft inzwischen auf der couch. :-)
... kurz bevor ich die handycam gezückt habe, war die ubahn getreten voll.
der hund war schon beim einsteigen extrem gestresst und hat die ganze zeit ängstlich und hektisch die ihn umringenden beine angesehen - schließlich könnte ja jederzeit jemand auf ihn drauf steigen (was sicher auch schon des öfteren passiert ist). der schwanz war die ganze zeit total eingeklemmt zwischen den hinterbeinen am bauch anliegend... (das konnte ich leider nicht filmen, eben weil es so dicht gedrängt war...)
die besitzerin bekommt davon kaum etwas mit, sie achtet überhaupt nicht auf ihren hund, passt auch nicht darauf auf, dass sich ihr eigener hund sicher fühlt.
eher im gegenteil, sie zieht den bereits völlig überforderten hund (wenigstens) am brustgeschirr zwischen den menschlichen beinen herum.
als einige menschen ausgestiegen sind und ich mit filmen begonnen habe, konnte der hund wenigstens ein bisschen durchatmen, die besitzerin steht allerdings noch immer mit dem rücken zu ihm, im zweifelsfall kann sie nicht mal sagen "passen sie auf, dass sie auf meinen hund nicht draufsteigen".
furchtbare situation aus sicht des hundes.
eine noch ärgere situation hab ich mal beobachtet, aber leider nicht gefilmt. ein pekingese sitzt bei den füßen seiner besitzerin in der ubahn. immer wenn er sich bewegt oder aufsteht, "tritt sie ihn wieder zurecht".
den ängstlichen blick des kleinhundes zu den füßen seines menschen werd ich nicht mehr vergessen. als sie dann ausgestiegen sind, war der kleine nur damit beschäftigt, allen beinen und sich bewegenden füßen möglichst auszuweichen. ein unterfangen, das ihm nicht gut gelingen kann - schließlich wird er an der leine herumgezerrt, oft genug direkt vor die füße eines menschen.
arg, was hunde alles ertragen (müssen) und noch ärger, dass nicht mehr schnapp- und beißvorfälle passieren.
wenn ich mir vorstelle, ein hund in der situation zu sein, ich würde wahrscheinlich prophyllaktisch jedem/jeder ins wadl zwicken. auf meinen menschen kann ich mich ja nicht verlassen, im gegenteil, die bringen mich ja sogar in diese misere oder verschlimmern sie durch eigene tritte sogar noch.
das fahren von öffentlichen verkehrsmitteln kann aber selbstverständlich auch anders aussehen...
trockentraining der "parkposition". zwischen den beinen verliert der hund auch bei plötzlichen stopps nicht das gleichgewicht und er ist abgeschirmt vor "auf pfote steigen" und co.
beißkorbtraining muss natürlich sein - und zwar vor dem ersten öffi-fahren. hedy ist ausgestattet und bereit.
hedys erste ubahnfahrt haben wir zu einer zeit gemacht, in der wenig los war. hedys menschen stehen dennoch abschirmend und sicherheit gebend zwischen ihr und den anderen.
hedys erste ubahnfahrt... ganz weiß sie noch nicht, was das eigentlich soll... aber wir fahren gleich mal zu einem netten gebiet zum spazierengehen, dann machts wieder sinn. :-)
in der "parkposition" fühlt hedy sich sicher und schaut auch mal, was und wer sonst noch so mitfährt.
zwischendurch gibts immer kekse, damit das alles in guter erinnerung bleibt.
weil genügend platz ist (nachdem ein paar menschen ausgestiegen sind), kann hedy auch "frei" sitzen... und wird für diese geniale idee gelobt und bekommt einen keks.
ubahnfahren... ein klacks... denkt sich hedy und marschiert gehobenen schwanzes aus der ubahn. :-)
Hunde, die Aggressionsverhalten
gegenüber Menschen oder anderen Hunden (generell Lebewesen) zeigen,
machen uns Angst. Im Gegensatz zu manch anderen – für Menschen
problematischen – Verhaltensweisen ist hier unmittelbarer
Handlungsbedarf.
Darüber herrscht soweit mal Einigkeit;
was man von den „Behandlungsmethoden“ nicht gerade sagen kann:
von – in Österreich illegalen – Trainingsutensilien wie
Teletakt und Stachelhalsband über Leinenruck und anderen gegen das Österreichische Tierschutzgesetz verstoßende
Korrekturen bis hin zum gewaltfreien Training mit Leckerlis und co
ist alles vertreten.
Inzwischen gibt es genügend
Erkenntnisse über das Ausdrucks- und Lernverhalten, hundliche
Bedürfnisse und Sozialverhalten, die beweisen, dass ein Training von
Hunden, das auf Korrekturen und Bestrafung aufbaut, einen Hund weder
„sicher“ macht noch tierschutzgerecht ist. Einige Argumente habe
ich bereits in vergangenen Posts thematisiert (selbstverständlich
kein Anspruch auf Vollständigkeit!):
Trotzdem erscheint es jedoch für viele
Menschen logisch, einen Hund insbesondere für aggressives Verhalten
zu bestrafen oder zu korrigieren, ihm deutlich zu zeigen, dass sein
Verhalten unangemessen ist. Veraltete und überholte Rangordnungs-
und Dominanztheorien untermauern dieses Vorgehen.
Medial, vor allem im Fernsehen, sind
Beiträge beliebt, die sich mit der „Behandlung“ von
Aggressionsverhalten befassen. Teilweise spektakuläre
Maßnahmen, wie den Hund auf den Boden drücken bis er aufgibt, und
weniger auffällige Korrekturen wie Leinenrucke, Tritte oder
anderweitige Androhungen unangenehmer Konsequenzen erreichen viele
ZuseherInnen. Und zum Leidtragen der Hunde (und der Sicherheit!) gibt es inzwischen auch
viele NachahmerInnen. Der amerikanische Hundeflüsterer Cesar Millan
ist der wohl bekannteste Anwender dieser tierquälerischen Methoden.
Hier ein vor kurzem erschienenes
Interview einer Österreichischen Zeitung über die Gefahren und
Tierschutzrelevanz von Cesar Millan und co:
Gerade Aggressionsverhalten erfordert
also keine aversiven Trainingsmethoden (auch keine psychischen
Bedrohungen „Wehe wenn du das tust“, „Nein“, Zischlaute aller
Art), sondern Management (auslösende Situationen verhindern oder
sinnvolle „Schadensbegrenzung“) und gezieltes Training durch
positive Verstärkung (abseits der Abklärung möglicher
gesundheitlicher Ursachen, Stressreduktion, klare Strukturen,
Veränderungen im Tagesablauf, etc). Weder psychische noch physische
Gewalt führt zu Hunden, die für ihre Umwelt keine Gefahr (mehr)
darstellen.
Doch was ist mit diesen „Red
Zone“-Hunden, die Cesar Millan meist innerhalb „kurzer Zeit
rehabilitiert"? Die sind doch „wirklich aggressiv“ und „absolut
gefährlich“, Ausnahmehunde in Punkto Aggressivität, die eine
Trainerin wie ich und viele meiner KollegInnen noch nie live gesehen
haben. Cesar rettet Hunde vor dem Einschläfern – ein Held?
Nein. Auch andere HundetrainerInnen retten Hunden das Leben, arbeiten aber gewaltfrei und belohnungsbasiert, mich eingeschlossen. Zahlreiche ExpertInnen warnen außerdem vor
dem Training mittels Strafe und Korrekturen.
Ein weiterer Fehler in
dieser Herangehensweise besteht vor allem auch darin, dass das
Aggressionsverhalten überhaupt ausgelöst wird, um es dann bestenfalls zu unterdrücken. Eine sinnvolle, tierschutzkonforme und sichere
Verhaltensänderung findet hier nicht statt. Fast jeder Hund kann zu
einem „Red Zone“-Hund werden, wenn er für sein Ausdrucksverhalten bestraft und/oder massiv körperlich "bedrängt"
wird (ein Tritt in die Flanken ist übrigens kein
Aufmerksamkeitssignal wie ein menschliches auf die Schultern
tippen, was auch niemals Aggressionsverhalten unterbrechen könnte!).
Gutes Training von
Aggressionsproblemen behandelt die Ursachen: die Assoziationen der
Hunde werden positiv verändert und der Hund lernt eine adäquate
Verhaltensalternative. Das sieht dann wenig spektakulär aus. Auch
bei „Red Zone“-Hunden.
Gerade heute hatte ich einen Hund im
Training, den "sogar" Cesar Millan als „Red Zone“-Hund
bezeichnen würde: Dämon (er wird Dämi gerufen), ein kastrierter Pitbull-Rüde, hat andere Hunde
bereits mehrfach gebissen und einen sogar getötet (auch VertreterInnen anderer Rassen, die eine ähnliche Geschichte haben, sind bei mir im Training). Menschen
gegenüber ist Dämon sehr freundlich, obwohl er bestimmt in der Vergangenheit vom Vorbesitzer körperlich
bestraft wurde. Sein jetziger Besitzer erzählte mir im Erstgespräch,
dass Dämon lange Zeit bei schnellen Bewegungen zusammenzuckte.
Der Hund hat Glück, sein Mensch ist ein Naturtalent. Nach
nur zwei Theorieeinheiten (auch für den NÖ-Sachkundenachweis) inkl.
Videobeispielen konnten wir die erste Praxisstunde erfolgreich abschließen: mittels positiver Verstärkung
(hier mit Clicker) verändern sich Dämons Assoziationen anderen Hunden
gegenüber und er lernt ein adäquates Alternativverhalten. Ausschlaggebend für den Erfolg war, dass wir Dämon nie in die Situation führten,
die Aggressionsverhalten auslöst.
Die Prognose ist gut und ich bin
zuversichtlich, dass wir die Distanz zu anderen Hunden bald
verringern können, denn der Besitzer trainiert auch im Alltag ganz
bewusst mit dem Hund, hat viel Einfühlungsvermögen und Empathie.
Ziel ist es, dass man Dämon sicher an anderen Hunden in angemessenem
Abstand vorbeiführen kann und dass er generell ansprechbar und damit kontrollierbar bleibt. Dämon trägt ein Brustgeschirr (an dem auch die Leine befestigt ist),
wird „mit Leckerlis belohnt“ und ist mit Beißkorb gesichert.
Die 2. Praxiseinheit und es klappt schon wunderbar:
(Im Training von Hund-Hund-Aggression
ist mir übrigens auch wichtig, dass der hundliche Trainingspartner, in dem Fall
„mein“ Nemo, auch Spass daran hat – an der Leine gehen kann und soll ja
auch lustig sein.)
Da er erst ca. 4 Jahre alt und „pumperlgsund“ ist,
sollte das eigentlich nicht verwundern...
Dennoch ist es so, dass
Hänschen seit 7.1.2011 eigentlich schon tot wäre. Er ist also ein
Untoter sozusagen.
Wie das???
Er ist einer der drei
Hunde, die ich um den Jahreswechsel 2010/2011 vor der
ungerechtfertigten Euthanasie (was für ein widerliches Wort in dem
Zusammenhang) retten konnte.
Alle haben unterschiedliche Geschichten,
aber eine Gemeinsamkeit: sie wurden schlecht behandelt, ihre Zeichen
wurden nicht verstanden und galten als gefährlich.
Hier ist die Geschichte
von Spider, der nach wie vor eine neue Familie sucht, er hätte es
sich so verdient:
Aber kommen wir wieder
zurück zu Hänschen klein, ehemals Blacky. Er wurde durch
Gehorsamsfanatiker der alten Schule verhaut, im wahrsten Sinne.
Sprüche (und deren
Umsetzung) wie „Dem muss man mal zeigen, wer der Herr ist“, „Der
ist dominant und gehört untergeordnet“, „Der muss parieren“, …
haben ihn nicht zu einem folgsamen und schon gar nicht zu seinem
sozial sicheren Hund gemacht:
In einem
österreichischen Tierheim wurde ihm das Fürchten vor Menschen
gelehrt...
Was leider bei so vielen Hunden funktioniert (Stichwort
„erlernte Hilflosigkeit“), klappt bei einigen Wenigen nicht –
Hannes ist einer von ihnen. Und ich bin „stolz“ auf ihn, dass er
sich nicht alles hat gefallen lassen, sondern gelernt hat, sich zur
Wehr zu setzen, auch wenn es ihm fast das Leben gekostet hätte (und
ich auch im Alltag sehr auf ihn aufpassen muss).
Hier seine Geschichte
und grundlegende Informationen über hundliches Lernverhalten zum
Nachlesen in vergangenen Posts:
Gestern vor genau einem Jahr
ist er in unsere WG eingezogen;
zu Baghira, Nemo, Leila, Linus (der uns
leider am 20.1.2013 aufgrund eines Tumors im hohen Alter verlassen
hat ;-( --> Linus, wir vermissen dich unendlich!) und mir.
Es war und ist eine
Herausforderung, mit 3 (mitunter "schwierigen") Hunden zusammenzuleben und für sie alleine
verantwortlich zu sein, aber ich möchte keinen Tag missen.
Danke, Baghira, Nemo
und Hänschen, dass ich so viel von euch lernen darf!
Hunde, insbesondere
Angehörige der Rasse Labrador Retriever, können sehr „verfressen“
sein. Das ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes, im Gegenteil,
sogar erwünscht...
Camillo, der aus Frust
leinenaggressiv reagiert, lernt zum Beispiel über gezielte Belohnung
mit Futter, dass er nicht jeden Hund begrüßen muss und die ganze
Aufregung eigentlich eh „für nix“ ist (über Desensibilisierung,
Gegenkonditionierung und Alternativverhalten). Insofern ist ein Hund,
der mit Essbarem gut motivierbar ist, im gewaltfreien und
belohnungsbasierten Training wirklich sehr angenehm.
Dennoch gibt es
Situationen im Zusammenhang mit Essbarem, in denen mensch das Gefühl
hat, der Hund „gehorcht“ nicht... schlimmer sogar, „der
verarscht dich!“, würden wohl so manch Unwissende behaupten...
Ein wunderschönes
Beispiel ist Camillos „Komposthaufen-Problem“: Intelligent wie er
ist, hat er inzwischen sehr gut gelernt, dass Frauerl ab einer
gewissen Distanz zu ihm keine Einwirkung mehr hat. So läuft er dann
ungehindert (wenns sein muss mehrere hunderte Meter) zum geliebten
Komposthaufen. Und das unter Umständen mit einem „Tut mir leid
Frauchen, ich muss noch was erledigen“-Blick kurz vorm
Durchstarten.
Ärgerlich, oder?
Eigentlich nicht.
Camillo macht das, was ein Hund eben so tut: Den Spaziergang auch zur
Suche nach Essbarem nutzen. Wie schon erwähnt, im – vom Menschen
gezielten Training – ja ein durchaus erwünschter Effekt.
Was also tun?
Dem Ärger freien Lauf
lassen und den Hund versuchen durch Schimpfen, Nachlaufen, In den Weg
stellen, Einfangen, Bestrafen,... vom „Fehlverhalten“ abhalten
(oder sogar danach bestrafen)? Damit läuft Mensch jedoch Gefahr, das
„Wettrüsten“ zu verlieren: Der immer ärgerlicher werdende
Mensch schimpft und bestraft immer intensiver und lauter, der Hund
lernt mehr und mehr, sich der Einwirkung zu entziehen oder sogar eine
Strafe in Kauf zu nehmen für ein paar herzhafte Bissen.
Da die meisten Menschen
mit einem frei laufenden Hund spazieren gehen möchten, ist der erste
Schritt (Level 1) zur Besserung nicht immer einfach: Anleinen, um das
„Fehlverhalten“ zu verhindern.
Level 2 wäre, dass der
Hund losgelöst von der „Komposthaufen-Situation“ - im
Trockentraining sozusagen – erstmal im Sitzen bzw. Stehen lernt,
dass Essbares am Boden bedeutet, dass er von Frauchen/Herrchen etwas
Besseres bekommt.
Kann der Hund das schon
gut, kann damit begonnen werden, Level 3 anzugehen: Wenn der Hund
sich beim Anblick von Futter am Boden erwartungsvoll zu
Frauchen/Herrchen dreht, geht die/der BesitzerIn einen Schritt vom
Futter weg, bevor der Hund belohnt wird.
Klappt das ohne den
Hund an der Leine zu ziehen, wäre Level 4, den Hund zu belohnen,
nachdem man gemeinsam einen Schritt zur Seite macht.
Level 5, wenn alles
ohne Leinenspannung funktioniert, kann man einen Schritt auf das
Futter am Boden vor der Belohnung zugehen.
Wenn das alles
störungsfrei klappt, das heißt, der Hund schaut zum Futter am Boden
und bleibt ohne die Hilfe der Leine beim Menschen, kann begonnen
werden, noch mehr Bewegung reinzubringen, die Wertigkeit des Futters
am Boden zu erhöhen, möglichst reale Situationen nachstellen etc...
Natürlich ist diese
Anleitung nur eine von vielen, Hunden schrittweise beizubringen, dass
Frauchen/Herrchen immer – zumindest meistens – Besseres zu bieten
haben.
Hauptsache: Keine Strafen, kein Bedrohen, die
Trainingssituation so planen, dass der Hund Erfolg hat und
Alltagssituationen – vorübergehend – so managen, dass das
unerwünschte Verhalten nicht belohnt wird.
Und immer bedenken:
Hunde lernen immer, nicht nur, wenn wir Menschen gerade trainieren
wollen... :-)