Dienstag, 25. Oktober 2011
VIER PFOTEN und WTV befreien Schäferhund von Elektroschockgerät
Verhaltensforscher Prof. Kotrschal im Kurzinterview
Weiterer gemeinsamer Erfolg von VIER PFOTEN und Wiener Tierschutzverein in der Kampagne gegen Brutalität in der Hundeausbildung! In einem KFZ-Betrieb in Donnerskirchen, (Burgenland) konnte ein Hund von einem Elektroschockgerät befreit werden. Dem 26 Wochen jungen Belgischen Schäfer war die illegale Apparatur um den Hals geschnallt worden, um ihn durch schmerzhafte elektrische Reize abzuhalten, vom Firmengelände wegzulaufen. Der von Mag. Ursula Aigner und Mag. Alexander Willer gerufene Amtsveterinär zog das verbotene Gerät umgehend ein.
„Es geht hier jedoch nicht ‚nur’ um die unnötige Tierquälerei an dem Hund. Leicht kann es passieren, dass der Hund die schmerzvolle Strafe nicht mit seinem Verhalten in Verbindung bringt, sondern im schlimmsten Fall beispielsweise mit dem Erscheinen von Kindern. Unfälle sind vorprogrammiert.“, so Ursula Aigner, Hundeexpertin von VIER PFOTEN.
„Das ist sicher kein Einzelfall! Obwohl die Anwendung von Elektroschockgeräten in der Hundeausbildung in Österreich klar verboten ist – sogar ihr Besitz ist strafbar –, gibt es immer wieder Fälle im Training von Jagdhunden, Schutzhunden oder so genannten Wachhunden, wo diese Geräte weiterverwendet werden“, sagt Alexander Willer, Kampagnenleiter des Wiener Tierschutzvereins.
Ein vielschichtiges Problem, zu dem der anerkannte Verhaltensforscher Prof. Dr. Kurt Kotrschal zur Kampagne von VIER PFOTEN und Wiener Tierschutzverein ein Kurzinterview gab.
Frage 1: Woran liegt es, dass Teile der Jägerschaft die Wiederzulassung bereits verbotener Gerätschäften wie z.B. Elektrohalsbändern fordern?
Dr. Kotrschal: Da müssen Sie die Jäger fragen. Möglicherweise sind mit Elektrohalsbändern schnellere und nachhaltigere ‚Erfolge’ zu erzielen als mit sanfteren Methoden. Möglicherweise ist bei vielen Jägern weder der Wille noch die Zeit vorhanden, sich mit diesen sanfteren Methoden auseinanderzusetzen und mit dem Hund intensiver zu arbeiten.
Frage 2: Glauben Sie als Verhaltensforscher, dass verhaltensauffällige Hunde durch Strom therapierbar sind?
Dr. Kotrschal: Kommt drauf an, worum es sich handelt. Es besteht aber immer die Gefahr, dass die Anwendung von Stromreizen diese Probleme noch verstärkt. Der Einsatz von Stromstößen ist immer mit Angst verbunden, daher ist eine fachkundige Verhaltenstherapie auf jeden Fall einer ‚raschen Lösung’ durch Einsatz von Strom vorzuziehen.
Frage 3: Sehen Sie durch die Bestrebungen von bestimmten JägerInnen, SchutzhundesportlerInnen oder ‚StromtherapeutInnen’ eine Gefahr, dass das gesetzliche Verbot von elektrischen Hilfsmitteln zur Hundeerziehung aufgeweicht wird?
Dr. Kotrschal: Natürlich! Anstatt weiter auf den Einsatz von Strom zu setzen, diesem hinterherzuweinen oder sogar illegal zu arbeiten, sollten Jagdhundausbildner ihren Methodenkanon hinterfragen. Es geht immer auch anders, aber dazu müsste man u.a. die Beziehungsarbeit zwischen Jagdhund und Hundeführer intensivieren.
VIER PFOTEN und der Wiener Tierschutzverein fordern strengere Kontrollen und Maßnahmen gegen tierquälerische Methoden in der Hundeausbildung.
http://www.vier-pfoten.at/website/output.php?id=1051&idcontent=3964&language=1
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